Die Schlingnatter (Coronella austriaca)
- schlankes Erscheinungsbild, runde Pupillen, glatte Schuppen
- können je nach Individuum einfarbig oder streifenartig gefleckt sein
- kronenähnliche Zeichnung auf Hinterkopf; dunkler Strich von Auge bis Hals
- Grundfarbe: grau, braun oder rötlich
- i.d.R. 45-65 cm lang
Verbreitung in Deutschland
- besonders in süd- und südwestlich gelegenen Regionen verbreitet; nach Norden hin wird das Vorkommen immer seltener
Verbreitung in Europa
- Verbreitungsgebiet von Südschweden bis Sizilien
Verbreitung in Hessen
- In ganz Hessen verbreitet, größere Hauptverbreitungsachsen finden sich entlang der Südlagen, besonders im Osthessischen Bergland, Vogelsberg und Rhön. Im Regierungsbezirk Kassel finden sich Schlingnattervorkommen in allen Landkreisen.
Lebensraum
- offene bis halboffene Lebensräume, strukturreiche Übergänge zwischen offener und Bewaldeter Landschaft
- liegendes Totholz, Steinhaufen, Lesesteinmauern, Felskuppen oder Gebüsche begünstigen den Standort
- besonders in nördlichen Verbreitungsgebieten stellen sandige Heidegebiete sowie Randbereiche von Mooren die wichtigsten Lebensräume für die Schlingnatter dar
- strukturreiches Habitat mit Sonnenplätzen und Versteckmöglichkeiten
- rasch abtrocknende, sich stark erwärmende Böden wie z.B. flachgründige Hanglagen oder steinige oder felsige Flächen
- Steinbrüche, Bahndämme oder Straßenböschungen
- Schlingnattern gelten als sehr standorttreu, können aber in Ausnahmefällen auch Strecken von bis zu 6 km zurücklegen
- Überwinterung in frostfreien Verstecken wie z.B. Erdlöcher, Kleinsäugerbaue, Felsspalten, Trockenmauern; z.T. aber auch oberflächennahen Quartieren wie z.B. unter Moospolstern - häufig überwintern auch mehere Individuen auf einem Quartier
Rote Liste Status Deutschland
- Stufe 3 (gefährdet)
Rote Liste Status Hessen
- Stufe 3 (gefährdet)
Lebensweise
Die Schlingnatter ist nach der Ringelnatter das am weitesten verbreitete Reptil in Deutschland. Sie überwältigt größere Beutetiere durch Umschlingen bzw. Erdrosseln, ist für den Menschen aber völlig ungefährlich.
Die Schlingnatter ist unscheinbar, lebt heimlich und ist durch ihre Zeichnung sehr gut getarnt. Zu ihrer Beute gehören vor allem Eidechsen, Blindschleichen, Amphibien und Mäuse. Sie packt ihr Opfer mit den Zähnen, umschlingt es mehrfach und verschlingt es anschließend mit dem Kopf voran. Dabei kann sie ihren Kiefer ausrenken.
Im September/Oktober ziehen sich die Schlingnattern in ihr Winterquartier zurück. Ab April beginnen die ersten Aktivitäten der Schlange und ab Mai häuten sie sich. Es folgt die Paarung. Zwischen 2 und 15 Jungtiere bringt ein Weibchen, meist alle zwei Jahre, lebendig und vollentwickelt zur Welt. Im Sommer meidet die Schlingnatter zu hohe Temperaturen und bleibt meist den ganzen Tag in ihrem Versteck. Die Bewirtschaftung von Schlingnatterhabitaten sollte demnach bestenfalls an besonders heißen oder an besonders kalten Tagen erfolgen.
Gefährdung
Auf Grund der Verwechslung mit der Kreuzotter wurde die Schlingnatter lange verfolgt und getötet. Hauptsächlich ist die Schlingnatter aber durch Lebensraumzerstörung, Flächenverlust und Verinselung der Populationen gefährdet. In der heutigen, häufig ausgeräumten Agrarlandschaft ist für die Schlingnatter kein Platz: Lebensräume werden zerschnitten, Strukturelemente gehen verloren und Randstreifen werden häufig zum gleichen Zeitpunkt gemäht. Da das Vorkommen der Schlingnatter schwierig nachzuweisen ist, werden bestehende Lebensräume oft überplant oder versehentlich vernichtet.
Maßnahmen zum Schutz der Schlingnatter
- offene, sich gut erwärmende Flächen erhalten, wenn nötig auch durch das Entfernen größerer, schattenwerfender Bäume
- halboffene Lebensräume Erhalten/Schaffen: Wechsel aus sonnigen und beschatteten Bereichen, z.B. Bahn- oder Kanaldämme, Abbaugruben, Kiesgruben, Steinbrüche
- Offenhaltung und Entwicklung von Grenzertragsstandorten, z.B. Magerrasen, Trockenrasen, Heiden oder Hochmoorränder
- Kleinstrukturen aller Art erhalten, anlegen, pflegen: z.B. Trockenmauern, Lesesteinwälle, Steinhaufen, Holz-, Gras-, und Komposthaufen, Totholz, Baumstubben, Hecken, Säume
- Krautschicht im Sommer möglichst unberührt lassen (möglichst nicht mähen, abflämmen, auf Herbizide verzichten); besonders wichtig an Bahndämmen
- Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einschränken
- Förderung eines stufigen Gebüschsaumes mit breiter Krautschicht an Waldrändern und auf Lichtungen; Alt- und Totholz erhalten
- bei Mahd: Einsatz von Balkenmähern, um das Verletzungsrisiko der Schlingnatter zu minimieren; Schnitthöhe mind. 15 cm - auf den Einsatz von Forstmulcher verzichten oder abschnittsweiser, kleinflächiger Einsatz - keine Stickstoffdüngung, um magere, lichte Bestände zu erhalten - keine festen Mahdzeitpunkte empfohlen; Paarungs- und Tragzeiten variieren zu stark (besondere Vorsicht von August bis Ende September)
- bei Beweidung: Säume erhalten; Pflegemahd der Säume nur im Winter, Stoßbeweidung
Umgesetzte Maßnahmen im Landkreis Kassel
2023: Wiederherstellung von Reptilienhabitaten im nördlichen Landkreis
2023: Wiederherstellung eines Reptilienhabitates bei Zwergen
2022: Wiederherstellung von Reptilienhabitaten bei Deisel und Langenthal
Quellen
Deutschlands Natur: Schlingnatter (online Abrufbar auf: Schlingnatter (Coronella austriaca) – Deutschlands Natur (deutschlands-natur.de) [Aufruf am 01.12.2022])
Ina Blanke: Die Schlingnatter (online Abrufbar auf: Die Schlingnatter (Coronella austriaca) (reptilien-brauchen-freunde.de) [Aufruf am 01.12.2022])
BfN: Coronella austriaca (online Abrufbar auf: Coronella austriaca | BFN [Aufruf am 01.12.2022])
Info fauna Koordinationsstelle für Amphibien- & Reptilienschutz in der Schweiz (online Abrufbar auf: Schlingnatter (karch.ch) [Aufruf am 01.12.2022])
NABU: Die Schlingnatter im Porträt (online Abrufbar auf: Artenporträt Schlingnatter - NABU [Aufruf am 01.12.2022])
Hessen-Forst, Bestandssituation in Hessen (online Abrufbar auf: https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/naturschutz/artenschutz/steckbriefe/Reptilien/Steckbriefe/artensteckbrief_2005_schlingnatter_coronella_austriaca.pdf)
Rote Liste der Reptilien und Amphibien Hessens: http://www.agar-hessen.de/DIV%20PDF/24_E_Amphibien_und_Reptilien_2010.pdf